OneNote für den Mac: Zeichnen und Handschrift

Einen der größten Wünsche hat Microsoft jetzt den Nutzern von OneNote auf dem Mac erfüllt: Die Version 15.24 für OS X bringt endlich Zeichen-und Handschriftfunktionen. Taugt das?

Lange auf einem der vordersten Plätze der Uservoice-Wunschlisten: Handschrift und Zeichnen mit OneNote für den Mac. Ich habe ja so meine ganz eigene Meinung, was Stiftfunktionen auf einem Gerät ohne Touchscreen mit Digitizer anbelangt; auch bei OneNote für Windows nutze ich das Menü Zeichnen allemal für geometrische Formen. Jeder Versuch, auf einem Grafiktablett oder gar Touchpad zu schreiben, erzeugt bei mir Ergebnisse wie auf dem Malblock eines Vierjährigen. Ich glaube ja, diese Kunst ist Wacom-erfahrenen Grafikdesignern vorbehalten.

Aber der Ruf der Mac-Nutzer nach Stiftfunktionen war laut und wurde von Microsoft nun endlich erhört. Mit der OneNote-Version 15.24 für OS X, seit kurzem nicht nur für Office-365-Abonnenten sondern auch frei im App-Store erhältlich,  hat nun auch hier das Zeichnen-Menü Einzug gehalten. Darin findet sich im Wesentlichen genau dasselbe wie bei OneNote für das iPad: Eine Auswahl von Stiften und Farben, ein Radiergummi, ein Lasso zum Selektieren und eine Schaltfläche für das Umschalten in den Textmodus.

ON-MAC-Zeichnen1
Das neue Zeichnen-Menü in OneNote für den Mac entspricht in Sachen Umfang und Funktionen exakt dem der iPad-Version von OneNote.

Grafiktablett empfohlen

Wer es hinbekommt, mit der Maus eine saubere und leserliche Handschrift auf den Bildschirm zu zaubern, sollte das Kunststück filmen und auf YouTube veröffentlichen. Ich jedenfalls wäre mächtig beeindruckt. Ich kann mir noch eher vorstellen, dass Nutzer mit ausgeprägten feinmotorischen Fertigkeiten auf MacBook-Trackpad oder auf dem Magic Pad zu brauchbaren Ergebnissen kommen. Ich denke aber, wenn es um Stifteingabe an einem Desktop-Rechner oder Notebook geht, ist ein Grafiktablett das Gerät der Wahl.

Zum Testen habe ich mangels Vorhandenseins keines der gängigen Tabletts von Wacom verwendet, sondern ein recht betagtes Aiptek Media Tablet 10000U (*), das mit Affinity Designer & Co. auf dem Mac recht ordentlich funktioniert. Der erste Eindruck mit OneNote ist sehr gut, die Stiftführung sauber und nahezu verzögerungsfrei. Auch die Druckstufen werden erkannt und umgesetzt, wenngleich die Variationen in der Strichstärke nicht sehr umfangreich ausfallen. Einzig die schiere Größe dieses Tablett-Modells und die damit verbundenen ausholenden Bewegungen stören etwas. Und natürlich meine bereits erwähnte Unfähigkeit, auf einer horizontalen Ebene (dem Grafiktablett) zu schreiben und das visuelle Feedback auf einer 40 cm entfernten Vertikalen (Bildschirm) zu erhalten. Aber das ist wohl Übungssache, technisch macht das Ganze jedenfalls einen guten Eindruck.

ON-MAC-Handschrift-Wacom
Am Besten dürften Zeichnen und Handschriftnotizen auf dem Mac mit einem Grafiktablett klappen, wie dem günstigen Wacom Intuos Draw S.

Nach diesen Ergebnissen mit einem Billig-Exoten kann ich auch davon ausgehen, dass es mit allen populären Wacom-Modellen mindestens ebenso gut klappt. Diese Geräte gibt es ab knapp 70 EUR (Wacom Intuos Draw) (*).

Ideal wäre natürlich ein Grafiktablett mit eingebautem Bildschirm wie die mit Preisen ab 700 EUR nicht ganz billige Cintiq (*)-Reihe von Wacom. Laut Microsoft unterstützt OneNote auch solche Geräte.

 

Durchsuchen ja, umwandeln nein

Zeit für die schlechten Nachrichten. Es war zu erwarten, aber bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt: Eine Umwandlung von Handschriftnotizen in „Maschinentext“ gibt es im Mac-OneNote nicht. Genau wie auf dem iPad oder in der Windows 10 App lassen sich Handschriftnotizen zwar durchsuchen aber eben nicht umwandeln, um sie etwa per Zwischenablage in eine andere App im Klartext zu übertragen.

Im Gegensatz zu OneNote 2013/2016 wird das Handschrift-OCR (Optical Character Recognition, also das maschinelle „Lesen“) nicht auf dem Gerät, sondern auf den Microsoft-Servern vorgenommen. Das kann schon mal ein paar Minuten dauern. Also nicht wundern, wenn sich das Geschriebene nicht sofort per Suchfunktion aufspüren lässt. Dafür ist die Qualität der Erkennung durchaus der des Windows-OneNote ebenbürtig und kommt auch mit meiner ausgesprochenen „Sauklaue“ zurecht.

Nach ein paar Sekunden warten hat die serverseitige OCR-Funktion die Handschrift indexiert und sie lässt sich wie jeder andere Text durchsuchen.
Nach ein paar Sekunden warten hat die serverseitige OCR-Funktion die Handschrift indexiert und sie lässt sich wie jeder andere Text durchsuchen.

Diese serverseitige Indexierung unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von der, die bei OneNote 2013/2016 für Windows zum Einsatz kommt und die dort eine Funktion des Betriebssystems nutzt: Hier wird der erkannte Text mit in die OneNote-Daten geschrieben, landet also versteckt mit auf der Seite.  Wählt man nun in OneNote 2013 oder 2016 aus dem Kontextmenü den Befehl Handschrift in Text umwandeln, läuft nicht etwa die Handschrifterkennung an. Das ist schon längst passiert. Statt dessen wird auf der Notizseite einfach die grafische Version gegen den ebenfalls gespeicherten Maschinentext ausgetauscht. Dieses versteckte Einbetten des umgewandelten Textes fehlt aber entweder beim Server-OCR-Mechanismus oder erfolgt „irgendwie anders“, also an anderer Stelle oder in anderem Format, als OneNote für Windows das tut.

Dass dem so ist, lässt sich einfach daraus ableiten, dass es sehr wohl einen Weg gibt, auch auf dem Mac einen Handschriftzug in „Maschinentext“ umzuwandeln. Der ist aber ziemlich umständlich und erfordert die Mithilfe eines OneNote für Windows. Dazu mehr in einem demnächst folgenden eigenen Beitrag.

10 Kommentare

  1. Hier stellt sich mir auch noch die Frage, mit welchem Stift man eine feine Linie auf dem iPad machen kann. Ich verwenden den von Apple vertriebene Stift von Pencil 53. Dieser Stift hat sooooo eine breite Spitze, da kann man keine Linie zeichnen. Würde gerne öfters schreiben können auf dem iPad.

    • Stefan Wischner

      Hallo Rolf:

      zunächst einmal: In diesem Artikel geht es um den Mac, nicht das iPad. Bin mir nicht sicher, ob Du viele Antworten von iPad-Nutzern hier bekommen wirst.

      Für das iPad gibt es keine wirklich guten Stifte, nur mehr oder weniger schlechte. das liegt am Funktionsprinzip des iPad (und der meisten Smartphones oder Android-Tablets):

      Um es spitzfindig auszurücken: Du möchtest keine dünne Linie (das kann die Software/App), sondern eine exakte Positionierung derselben. Das iPad hat aber nur einen kapazitiven Touchscreen für Fingerbedienung. Er kann elektrische Ladung (z.B. einer Fingerkuppe) an einer bestimmten Position feststellen. Die Genauigkeit dieser Positionsbestimmung ist begrenzt. Die diversen Stifte für iPad & Co. machen nichts anderes als den Finger elektrisch zu verlängern und als künstliche Fingerkuppe eben den leitfähigen Gummiknubbel zu verwenden, der in etwa der maximal möglichen Genauigkeit entspricht.
      Exakt wird es erst, wenn im Bildschirm eine weitere Sensorschicht steckt, die mit einem aktiven Stift kommuniziert. Sie funktioniert in etwa wie ein Grafiktablett. Apple hat diese Technik erst ins iPad Pro eingebaut, Microsoft in die Surface-Tablets, Samsung in die Note-Reihe.

      Sorry, aber für das, was Du erwartest, ist das iPad das falsche Gerät. Steve Jobs höhnte seinerseits, dass niemals jemand ein Tablet mit einem Stift bedienen will. So kann man sich täuschen.

      (Ich selbst verwende übrigens auf dem Standard-iPad einen Bamboo CS-100. Hat auch eine dickere Spitze, aber ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis)

      • Hallo Stefan, wiedermal eine saubere und fundierte Antwort auf eine gute Frage am falschen Ort.
        Dir sei dank dafür, hab wieder was gelernt, irgendwann muss ich mir Gedanken zum iPad pro machen 🙁
        Gruss, Rolf

  2. hallo Stefan, habe zum vorstehenden blog-Thema indirekte Anfrage, mit meinem neuen Surface4Pro und Stift (also Win 10 und Office 365 mit Desk-OneNote 2016) gelingt nicht die Stiftumschaltung Zeichnen in Texteingabe, also wenn ich im Zeichenmodus mit dem Stift den Button Text wähle nimmt er die Umschaltung in Textmodus zunächst vor, wenn ich dann nahe an den Bildschirm an der gewünschten Stelle für eine Texteingabe gehe, schaltet sich der Modus selbständig (!) wieder auf Zeichnen zurück; man ist nicht mehr im Textmodus und dazu blöd ist noch, man macht ungewünscht irgend ein kleines Krakel oder Punkt an der angewählten Stelle, wo Texteingabe eigentlich vorgesehen ist, Umweg ist mit der Hand die Textstelle zu touchen, das geht, ist aber nicht gerade elegant, wenn man den tollen Stift nutzen möchte; außerdem ging das beim Surface1 und OneNote2012 ohne dieses selbständige Zurückschalten; meine Suche zu diesem Problem in alle möglichen Seiten brachte bisher keine Hilfe; kannst Du helfen? besten Gruß Gunter

  3. Hallo,
    ich hoffe ich kann hier einen Tip erhalten

    Ich möchte mit meinem Surface pro win10 mit onenote2016 folgendes machen.

    Auf ein vorhandenes Foto mit einer Folie legen und etwas abzeichnen, dann die Folie wegnehmen und meine Zeichnung ohne Foto bewundern…… so würde ich das herkömmlich anstellen.

    Kann ich so etwas auch mit onenote 2016 machen und wenn bitte!! wie?

    Hoffentlich konnte ich mein Anliegen „rüberbringen“

    Gruß und Dank

    markus

    • Stefan Wischner

      Das ist zwar etwas, was Du mit jedem beliebigen Zeichen-/Grafikprogramm machen kannst (und zwar wegen der ausgefeilten Zeichenfunktionen und Ebenenverwaltung sicher besser), sollte aber auch mit OneNote klappen:

      Einfach die Grafik/Vorlage in eine Notiz laden, am besten über das Kontextmenü als Hintergrundgrafik festlegen (um ein Verschieben beim „Abpausen“ zu vermeiden) und dann drauf zeichnen. Am Ende die Vorlage wieder per Rechtsklick aus dem Hintergrund holen (den Menüpunkt einfach abwählen) und löschen. Deine Zeichnung bleibt stehen. War doch das, was Du willst, oder?

  4. Hallo zusammen,

    vielen Dank erstmal für die coole Zusammenfassung. Kann man eigentlich jedes Wacom Modell für OneNote benutzen? Zum Zeichnen ist es für mich sowieso das perfekte Gerät 🙂

    Gruß
    TablettMan

  5. Hey,
    danke fü deinen Beitrag.
    Braucht man noch eine spezielle Software, um das Grafiktablett nutzen zu können und falls ja, welche würfest Du empfehlen?

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