iPad-Nutzer müssen nicht länger neidisch auf die OneNote-Version für iPhones schielen. Das jüngste Update gleicht die Features beider App-Versionen ab. So erhält OneNote beispielsweise auch auf dem iPad nun ein Widget für die Benachrichtigungszentrale und eine Übersicht der aktuellsten Notizen.
Technisch gesehen ist das Update der OneNote-App für iOS gar keines. Es wird nämlich nicht automatisch aktualisiert. Stattdessen müssen Sie die alte App vom Gerät löschen und OneNote dann aus dem Store neu installieren. Theoretisch ist es möglich, die neue App zu installieren, ohne die alte vom Gerät zu entfernen. Dann aber haben Sie OneNote zweimal auf dem iPad und es droht Ärger:
Tipp: Bevor Sie das tun, stellen Sie sicher, dass alle Notizbücher aktuell, also mit OneDrive synchronisiert sind.
Nach der Neuinstallation dürfen Sie die neuen Features nutzen:
Widget für die Mitteilungszentrale
In der Mitteilungszentrale, die Sie auf dem iPad durch einen Wisch vom oberen Bildschirmrand nach unten erreichen, lässt sich nun auch OneNote mit einigen wichtigen Shortcuts einrichten. Haben Sie es über den Bearbeiten-Button ganz unten und das Pluszeichen neben OneNote aktiviert, stehen Ihnen folgende Funktionen als Schnellzugriff zur Verfügung:
- Neue (leere) Notiz
- Neue Notiz mit Bild von der Kamera
- Neue Notiz mit Checkliste
Darunter sind die zuletzt bearbeiteten oder erfassten Notizen aufgelistet. Wenn Sie das nicht möchten, lässt sich diese Übersicht abschalten. Dazu tippen Sie in der OneNote-App das „Hamburger-Menü“ links oben an, dann das Zahnradsymbol und im folgenden Dialog auf Erweiterungen. Bewegen Sie den Schiebeschalter des derzeit einzigen Eintrags Aktuelle Notizen anzeigen nach links.
Seitenliste mit Vorschau
Die neue Seitenliste ist – was nicht jedem gefallen wird – vom rechten an den linken Bildschirmrand gewandert. Außerdem enthält jeder Eintrag eine Kurzvorschau des jeweiligen Inhaltes. Das sind entweder die ersten paar Textzeilen (auch Handschrift) oder ein Bild (manchmal, vermutlich größenabhängig), wenn eines am Seitenanfang steht. Diese Vorschau gibt es aber nur im Querformat; in Hochkant-Ausrichtung werden nach wie vor nur die Seitentitel angezeigt.
Das hilft zwar ein wenig, Seiten zu identifizieren, wenn der Titel alleine nicht ausreicht. Aber dafür passen natürlich auch viel weniger Einträge in die Liste. Umfangreiche Abschnitte mit vielen Seiten zwingen unter Umständen zu ausgeprägter Scrollerei. Bislang lässt sich die Vorschau nicht abschalten. Es steht zu hoffen, dass eine entsprechende Option noch kommt.
Zuletzt bearbeitete Notizen
So wie das Widget in der Benachrichtigungszentrale optional die zuletzt bearbeiteten oder erfassten Notizen auflistet – auch Notizbuch-übergreifend, gibt es nun auch eine entsprechende Darstellung in der App selbst:
- Tippen Sie auf das Hamburger-Menü, um die Liste offener Notizbücher aufzurufen.
- Der oberste Eintrag ist neu hinzugekommen. Er lautet Aktuelle Notizen und ist durch eine vorangestellte Uhr gekennzeichnet.
- Tippen Sie den an, wechselt die Seitenliste von einer Inhaltsangabe des aktuellen Abschnitts zu einer Übersicht zuletzt bearbeiteter Notizen – auch über mehrere Notizbücher hinweg. Gleichzeitig verschwindet die Zeile mit den Abschnittsreitern, die in dieser Übersicht ja keinen Sinn machen.
- Um wieder den Inhalt eines bestimmten Notizbuchs mit Seiten und Abschnitten anzuzeigen, wählen Sie das entsprechende Notizbuch aus der Liste („Hamburger“-Menü) aus.
Diese Funktion dürfte vielleicht anfangs etwas verwirrend sein, scheint sie doch die gewohnte hierarchische Struktur aufzubrechen. Ich persönlich finde sie aber überaus praktisch, weil ich oft in etwa weiß, wann ich (jüngst) eine bestimmte Notiz erfasst habe, aber nicht mehr genau, wo. Die Übersicht aktueller Notizen ist eine der Funktionen wegen denen ich immer noch ein wenig neidisch in Richtung Evernote geschielt habe.
Ablageort für Schnellnotizen
Vom Microsoft im zugehörigen Blogbeitrag zum Update nicht erwähnt, hat sich ein gewünschtes Feature ganz leise in die App geschlichen: Sie können ab sofort festlegen, wo Schnellnotizen (also zum Beispiel per Widget in der Benachrichtigunszentrale) abgelegt werden:
- Dazu tippen Sie in der OneNote-App das „Hamburger-Menü“ links oben an, dann das Zahnradsymbol.
- Im folgenden Dialog tippen Sie auf Schnellnotizen und wählen aus der Liste geöffneter Notizbücher das aus, das künftig Schnellnotizen aufnehmen soll.
Ohne es intensiv getestet zu haben, gehe ich davon aus, dass diese Funktion zwar praktisch, aber nicht ganz durchdacht ist. Diese Einstellung scheint nämlich nur iPad-intern zu gelten anstatt Plattform-übergreifend. Das bedeutet zum Beispiel, dass an me@onenote.com gesendete Mails nach wie vor im entsprechenden Abschnitt des „Haupt-Notizbuchs“ landen und die auf dem iPad getroffene Einstellung keinen Effekt hat.
Auch unter OneNote 2013 für Windows können Sie einen alternativen Speicherort für „Schnelle Notizen“ einstellen. Auch diese Einstellung gilt nicht auf anderen Geräten oder für die OneNote-API, so dass es auch hier zu Verwirrung kommen kann.
Bugfix: Dokumentenkamera
Offensichtlich gab es in den letzten Versionen der OneNote-App einen Fehler, der die Dokumentenkamera (also das in der App integrierte Office Lens) betraf. Er sorgte wohl dafür, dass anstatt des fotografierten Dokuments oder Whiteboards nur ein schwarzes Bild entstand. Ich muss gestehen, dass mir dieser Bug nicht aufgefallen ist, weil ich diese Funktion schon eine Weile nicht mehr benutzt hatte. Jedenfalls scheint der Fehler mit dieser App-Version behoben zu sein.
Alles in allem dient dieses Update ganz offensichtlich der weiteren Look&Feel-Angleichung der unterschiedlichen OneNote-Ausgaben (OneNote 2010/2013/2016 für Windows ausgenommen). Als Referenz dient offensichtlich die renovierte Fassung der Windows-10-Store-App.
Persönlich finde ich die neuen Funktionen ganz gut, kann mich nur (noch?) nicht mit der Verlagerung der Seitenliste nach links anfreunden. Das liegt in erster Linie daran, dass ich vornehmlich mit der (Windows-) Desktop-Version von OneNote arbeite. Da diese das Verschieben der Seitenliste schon immer erlaubt (Datei — Optionen – Anzeige – Seitenregister links), werde ich das dort vielleicht sogar als Umgewöhnungs-Hilfe umstellen.
Vielen Dank für die wie immer sehr informative und tolle Übersicht!! Aber eine Frage hätte ich: Was meinen Sie denn mit dem „Hamburger Menü“?
Viele Grüße!
Sorry 🙂 Ich lasse mich inzwischen auch zur Verwendung dieses zwar inzwischen recht eingebürgerten, aber auch saublöden Begriffs hinreißen 🙂
„Hamburger Menü“ wird gemeinhin das Menü genannt, dessen Symbol aus drei horizontale Strichen (wie die Brötchenhälften mit Einlage eines Hamburgers) besteht. Bei OneNote für das iPad ist es ganz links oben.
für mich ergibt sich durch die Änderungen von Microsoft folgender (für mich gravierender) Nachteil, nämlich OneNote-Notizbücher, die auf Sharepoint-Servern abgelegt sind, lassen sich nicht mehr benutzen. Dies geht wohl nur noch, wenn man ein O365 Abo abgeschlossen hat.
Das ist ein gravierender Funktionsverlust für mich.
Das mit dem Office-365-Abo ist richtig, hat allerdings nichts mit den jüngsten Änderungen an der iOS-App zu tun. Diese Einschränkung gibt es schon seit Noc 2014, siehe http://onenote-blog.de/onenote-fuer-ios-und-mac-sperrt-sharepoint-nutzer-ohne-office-365-abo-aus/