OneNote freihändig: Notizen direkt diktieren

Wäre das nicht schön, wenn man in OneNote Notizen einfach in das Smartphone, Tablet oder den PC diktieren könnte – zum Beispiel beim Auto fahren? Geht problemlos, auch wenn die entsprechende Funktion gar nicht in OneNote steckt, sondern in iOS, Android und Windows.

Gerade auf Mobilgeräten kann das Tippen auch kürzerer Textnotizen ziemlich mühsam sein. Und mit der Handschrifteingabe in OneNote für iPad/iPhone oder Android ist es ja nicht weit her. Wie praktisch wäre es doch, zum Beispiel im Auto einen Gedanken, den man schnell festhalten will, einfach zu diktieren. Und dabei ist nicht die Aufzeichnung von Sprachnotizen gemeint (wie bei einem Diktiergerät). Nein, die Rede ist von richtigem Diktieren, also von der Umwandlung des gesprochenen Wortes in getippten Text. OneNote selber kann das nicht – weder die Mobilausgaben noch die Windows-Version. Aber die betreffenden Betriebssysteme, also Windows, Android und iOS haben allesamt eine Sprache-zu-Text-Funktion an Bord, die sich problemlos auch (aber nicht nur) in OneNote nutzen lässt.

iPad/iPhone: Siri zum Diktat!

Seit dem iPhone 4S steht dem Anwender die charmante Cyber-Assistentin Siri zur Seite. Nach anfänglichen ernsthaften Produktivitäts-Versuchen (meistens endend mit 12-facher Wetterabfrage, weil die wenigstens funktioniert), gefolgt von Liebeserklärungen, Anzüglichkeiten und Trivial-Plauderei, dürften viele Nutzer die Dame indes wieder in ihre Speicherecke verbannt haben. Was viele nicht wissen: Siri kann zuhören, die Klappe halten und das gesprochene Wort mit teils erstaunlich geringer Fehlerquote mitschreiben. Auch diktierte Satzzeichen wie „Punkt“ und „Komma“ oder Formatierungsanweisungen („Neuer Absatz“, „Unterstreichen“) setzt sie akkurat um. Einzige Voraussetzung: Das Diktieren erfordert eine aktive Internet-Verbindung, sonst bleibt Siri doof wie Brot. Eine lokale Sprachdatei wie bei Android (s.u.) ist leider derzeit nicht vorgesehen.

Der Zugang zu Siris Text-zu-Sprache-Fähigkeit steckt in der Bildschirmtastatur von iOS, hinter dem Mikrofonsymbol links von der Leertaste. Unter Umständen müssen Sie Siri zuerst grundsätzlich aktivieren. Das erfolgt in den iOS-Einstellungen unter „Allgemein“-„Siri“.

Siri, wir wissen, wo Dein Auto steht! Ein paar Korrekturen nach der Spracheingabe lassen sich verschmerzen.
Siri, wir wissen, wo Dein Auto steht! Ein paar Korrekturen nach der Spracheingabe lassen sich verschmerzen.

Um in eine OneNote-Notiz zu diktieren, starten Sie also zunächst die App (geht auch mit Siris Hilfe: Hardware-Taste des iPad/iPhone länger drücken, „OneNote starten“ sagen), wechseln Sie ggf. zur richtigen Notizbuchseite, tippen auf die Stelle, an der neuer Text eingefügt werden soll und dann auf das Mikrofonsymbol der Bildschirmtastatur. Jetzt einfach nur noch diktieren. Auf dem Bildschirm passiert erst einmal gar nichts. Erst wenn Sie das über der Mikrotaste eingeblendete größere Mikrofonsymbol antippen, endet das Diktat und der erkannte Text erscheint in der Notiz.

 

Android: Google lauscht auch ohne Internet

Auch Android-Nutzern steht eine Diktatfunktion zur Verfügung. Ein Assistent, der auf gesprochene Befehle reagiert oder substanzarmen Smalltalk erlaubt, bleibt derzeit zwar Nutzern von Samsung-Geräten (S-Voice) vorbehalten. Die Google-Sprachsuche ist aber Android-Standard und lässt sich eben nicht nur zum Fahnden nach Webseiten im Browser-Suchfeld verwenden. Wie Apples Siri ist auch die Google-Sprachsuche als Diktierknecht über die Bildschirmtastatur erreichbar.  Also OneNote starten, die passende Seite öffnen und die richtige Stelle antippen und auf der Bildschirmtastatur dann das Mikrofonsymbol links von der Leertaste. Gesprochener Text erscheint mit kurzer Verzögerung direkt in der Notiz, ein Klick auf das nunmehr groß dargestellte Mikrofon beendet das Diktat. Was außer der (meiner Erfahrung nach) im Vergleich zu Siri nicht so perfekten Erkennungsleistung sofort auffällt, ist die völlige Ignoranz jeglicher Interpunktion oder Formatierungsanweisungen gegenüber. Google schreibt einfach in einem durch und quittiert den Versuch, Satzzeichen vorzugeben, ebenfalls mit geschriebenen Worten, also „Punkt“ oder „Komma“. Nicht schön, reicht aber zum schnellen Festhalten von Gedanken. Eine Alternativlösung mit Satzzeichen oder Formatierungen gibt es allerdings, dazu gleich mehr.

Zunächst noch eine positive Eigenschaft der Google-Sprachsuche auf Android: Grundsätzlich benötigt auch sie eine aktive Internet-Verbindung für die Spracherkennung. Jedoch lassen sich Sprachpakete direkt aufs Mobilgerät laden, so dass das Diktieren in der jeweiligen Sprache auch offline möglich ist. Hier die Anleitung für Android 4.3 auf einem Samsung Galaxy S3, auf anderen Geräten / Systemversionen sollte das Vorgehen sehr ähnlich sein:

Öffnen Sie die Android-Einstellungen und dort den Bereich „Mein Gerät“.

Tippen Sie auf „Sprache und Eingabe“, aktivieren ggf. unter „Tastaturen und Eingabemethoden“ die „Google-Spracheingabe“ und tippen das Zahnradsymbol rechts davon an.

Jetzt wählen Sie „Offline-Spracherkennung“, wechseln im nächsten Fenster in den Bereich „Alle“ und in der folgenden Sprachliste auf die gewünschte Sprache, zum Beispiel Deutsch.

Google hört zu, auch ohne Internet. Sie müssen nur über die Android-Einstellungen die passende Sprachdatei herunterladen.
Google hört zu, auch ohne Internet. Sie müssen nur über die Android-Einstellungen die passende Sprachdatei herunterladen.

Die erforderliche Sprachdatei wird aus dem Internet auf das Gerät übertragen (Deutsch belegt derzeit etwa 20 Mbyte). Danach funktioniert das Diktieren auch ohne bestehende Internet-Verbindung.

Android-Alternative: Nuance Swype

Nun zu der Sache mit den Satzzeichen: Google hat es über mehrere Android-Versionen nicht geschafft, die Sprachsuche entsprechend zu verbessern. Dafür gibt es eine (leider nicht ganz kostenlose) Alternative von einem Dritthersteller:

Swype-Keyboard: DIe alternative Bildschirmtastatur enthält auch eine eigene Spracherkennung vom Diktiersoftware-Experten Nuance.
Swype-Keyboard: DIe alternative Bildschirmtastatur enthält auch eine eigene Spracherkennung vom Diktiersoftware-Experten Nuance.

Das Swype-Keyboard ist eigentlich ein Ersatz für die Bildschirmtastatur, der das „Tippen“ per Wischgesten von einer zur nächsten Taste vereinfachen soll (und meiner Meinung nach auch tut). Da die Technologie mittlerweile zu Nuance, dem bedeutendsten Hersteller von Diktiersoftware (z.B. Dragon Naturally Speaking), gehört, wurde die Swype-App um eine eigene Spracherkennung ergänzt. Auch die arbeitet mit Offline-Wörterbüchern Internet-unabhängig, beeindruckt mit einer merklich besseren Erkennungsleistung als das Google-System und beherrscht Kommandos für Satzzeichen u.ä.

Der Kaufpreis für die Swype-App bei Google Play liegt derzeit bei knapp drei Euro.

Spracheingabe unter Windows

Auch Nutzern der Desktop-Ausgabe von OneNote 2010/2013 oder der OneNote-App für Windows 8 steht die Möglichkeit offen, Texte zu diktieren anstatt zu tippen. Dazu muss nicht einmal eine spezielle Software-Lösung wie Nuance Dragon Naturally Speaking angeschafft werden. Wer die Windows-eigene Spracherkennung noch nicht genutzt hat, muss sie lediglich einmalig per Assistenten einrichten:

Unter Windows 8 geben Sie am besten im Startmenü den Begriff „Spracherkennung“ ein, um den Assistenten zu starten. Unter Windows 7 finden Sie ihn in der Systemsteuerung über „Erleichterte Bedienung“ und „Spracherkennung“. Der Assistent führt durch die Einrichtung des Mikrofons über ein Lernprogramm und einige andere Grundeinstellungen. Nach Abschluss können Sie in jedem Programm, auch in OneNote, Texte diktieren und das System mit Sprachbefehlen steuern.

Die Windows-eigene Spracherkennung ist etwas pingelig, was die Qualität des verwendeten Mikrofons betrifft.
Die Windows-eigene Spracherkennung ist etwas pingelig, was die Qualität des verwendeten Mikrofons betrifft.

Im Gegensatz zu den mobilen Lösungen ist die Windows-Spracherkennung allerdings äußerst empfindlich, was die Art und Qualität des verwendeten Mikrofons anbelangt. In Notebooks oder Webcams eingebaute Exemplare liefern in der Regel nur unterirdische Ergebnisse; die diktierten Texte sind auch bei langsamer und deutlicher Aussprache meist nur unsinniges Kauderwelsch mit ein paar Zufallstreffern. Wirklich nutzbar wird die Spracherkennung erst mit einem höherwertigen Headset und sorgfältiger Mikrofoneinstellung. Dennoch empfiehlt sich das Absolvieren des im Einrichtungsassistenten integrierten Sprachtrainers (nein, der bringt Ihnen nicht das Sprechen bei, sondern soll das System an Ihre Sprechweise gewöhnen) und eine ordentliche Portion Geduld und anfängliche Leidensfähigkeit.

14 Kommentare

  1. Ich halte persönlich nicht allzu viel von den Apps zum Diktieren. Und das Diktiergerät kann man auch sehr gut beim Autofahren bedienen und in die Tasche passt das auch alle mal. Außerdem finde ich die Aufnahmequlität bei den Diktiergeräten viel besser. Ich diktiere sehr viel, was meine Sekretärin dann abtippt. Da brauche ich ordentliches Equipment, denn wenn sie nichts versteht, ist das auch schlecht. Und das Diktiergerät lege ich ihr einfach auf den Tisch, mein Handy kann ich nicht unbedingt entbehren. Gekauft habe ich meine letzten beiden Diktiergeräte übrigens hier: http://www.bueromarkt-ag.de/diktiergeraete.html Bin sehr zufrieden mit dem Preis-Leistungsverhältnis.

    • Wer ist der Egoist?
      „was meine Sekretärin dann abtippt“
      Arme Frau. Mann hat „keinen Bock“ sich mit entsprechender Software zu befassen und die Sekretärin darf sich dann stundenlang damit beschäftigen, was der Herr in Minuten diktiert.

      • Ja ne, ist klar. Die arme Frau… nur weil „Mann“ keinen Bock hat..

        So wie die armen Reinigungskräfte (ebenfalls oft Frauen, aber eben auch andere ) stundenlang die Wohnungen oder Arbeitsplätze von Leuten putzen müssen, weil „Mann“ da keinen Bock drauf hat.
        So wie die armen Müllmänner_ stundenlang den Müll von egoistischen Leuten einsammeln, nur weil diese keinen Bock haben, ihn selbst zur Deponie zu fahren.
        So wie die armen Kellner_, welche stundenlang Gerichte und Getränke servieren, nur weil die egoistischen Gäste_ keinen Bock haben, sich den Kram selber aus der Küche zu holen. Was soll der Koch_ da wohl sagen?

        Ich fühle mit Ihnen! Abzutippen oder sich direkt diktieren zu lassen sollte nicht zum Aufgabenprofil von Sekretärinnen_ gehören… und schon gar nicht, wenn dieser Beruf von einer Frau ausgeübt wird. Schlimm diese Allmacht der Männer, der insbesondere Frauen gnadenlos ausgesetzt sind… Abtippen – bäh!

  2. Interessant, dass Swype in diesem Artikel erwähnt wird, daher bin ich über google hier gelandet: bei meiner Onenote-App funktioniert die tolle Korrekturfunktion in Swype leider nicht. Zwar werden alternative Schreibweisen angezeigt, aber bei der Auswahl dann nicht übernommen. Das bremst bei Notizen unterwegs dann doch ziemlich die Nutzung und es wird recht unkomfortabel und am PC muss einiges nachbearbeitet werden.
    Minty

    • Da vermute ich eher ein Versionsproblem. Jedenfalls — gerade ausprobiert — funktioniert die Wortergänzung / Vorschlag übernehmen per Swype-Keyboard bei mir einwandfrei auch in OneNote (wir reden schon von Android?)

      OneNote-Version: 15.0.31.30.1014
      Swype + Dragon: 1.6.19.1061950.30546

      Oder handelt es sich um iOS? Da habe ich momentan keine Erfahrungswerte, kann mir aber Probleme vorstellen. Schließlich ist der Einsatz von „Fremd-Keyboards“ erst seit iOS 8/8.1 möglich. Evtl. klappt das noch nicht mit der aktuellen OneNote-App.

      • Manfred Löbens

        Auch wenn dieser Thread schon ein wenig alt ist, die Probleme im Zusammenwirken zwischen Swype und der OneNote-App sind nach wie vor aktuell. Ich habe auf meinem Android Smartphone die aktuellen Versionen von OneNote und Swype installiert, aber die Wortergänzung und die Korrekturhilfe funktionieren nicht einwandfrei. Wenn ich zu einem vorher geschriebenen Wort zurückkehre, werden mir die Korrekturhilfen nicht mehr zu Verfügung gestellt. Beispiel: Eingabe „dad“ – Korrekturhilfe zeigt u. a. „das“ an und dieses Wort könnte auch übernommen werden. Eingabe „dad“ und anschließendes Leerzeichen – der Text „dad“ ist nicht mehr im Bearbeitungsmodus und die Korrekturhilfe steht nicht mehr zur Verfügung. Ich schalte als Umgehungslösung bei Nutzung der OneNote-App mit Tasker auf die Tastatur Swiftkey um.

  3. Ich bin aktuell noch ein Fan von einem echten Diktiergerät. Es hat momentan einfach die bessere Tonqualität und ich oder meine Sekretärin verstehen die Worte auch mal genuschelt ganz gut. Da ich einen leichten Akzent und einen gewöhnungsbedürftigen Dialekt habe, konnte ich mit den Text-to-Speech Apps und Funktionen der Smartphones bislang leider nur komische Ergebnisse erzeugen. Da die Technik sich hier aber auch weiterentwickelt (und meine Sprache vielleicht auch), kann es gut sein, dass ich in Zukunft vielleicht noch einmal den Ausflug zu Siri wage.

  4. Ich nutze Android plus soweit mit Dragon. Die Erkennungsleistung ist in Norm. Manchmal aber auch nicht so gut, wie hier. Beim Surfen im Internet und zur Abfassung von Mentaren Möchte ich nicht darauf verzichten, zumal der Preis von 0,75 € unschlagbar ist.

    Üblicherweise ist die Erkennungsleistung auch von dem verwendeten not-Programm abhängig. Wenn ich nämlich Not benutze, ist die Erkennungsleistung wesentlich höher als wenn ich hier in das Kommentarfeld schreiben.

    So sieht der mit Notepad verfasste Kommentar aus:

    Ich nutze Android plus Swype mit Dragon. Die Erkennungsleistung ist in Norm. Manchmal aber auch nicht so gut, wie hier. Beim Surfen im Internet und zur Abfassung von Kommentaren möchte ich nicht darauf verzichten, zumal der Preis von 0,75 € unschlagbar ist.

    (Nur ein Fehler „in Norm “ statt „enorm“. Hängt von der Betonung ab )

    • Stefan Wischner

      Vielen Dank für den anschaulichen Test. Die Fehlerquote deckt sich in etwa mit meinen Erfahrungen. Ich höre allerdings des öfteren von Freunden und Bekannten den Vorwurf, ich würde nuscheln 🙂

  5. Schade ist, dass es bei der obigen Lösung keine Möglichkeit zur Textformatierung mittels Sprache gibt , mit Ausnahme von „Absatz “ , „ neuer Absatz“ und Interpunktion.

    • Stefan Wischner

      Das ist sicher schade, aber auch ein wenig viel verlangt. Satzzeichen wie „Punkt“ oder „Komma“ oder „Neuer Absatz“ (Zeilenschaltung) sind in jedem Programm und jeder App natürlich dasselbe … es sind eben umgesetzte Tastatur-Anschläge.

      Formatierungsfunktionen wie „Fett“ oder „unterstreichen“ dagegen sind in jedem Programm anders implementiert und auch nicht mit demselben Tastaturkürzel (wenn überhaupt) bedienbar. Die Spracherkennung müsste also spezielle Profile für jede einzelne App enthalten um ihr jeweils die richtigen Kommandos zu senden.

  6. Hi, ich würde gerne die Diktierfunktion auf meinem iphone6 nutzen, Siri ist aktiviert, doch leider erhalte ich nur ein kurz aufgeblendetes Fenster mit: Diktierfunktion aktivieren …, Mehr Infos … und Später, das so schnell wieder verschwindet, dass ich gar nichts eingeben kann. Auf meinem iPad geht alles wie es soll. Wissen Sie Rat?

  7. Wenn ich den Befehl neue Zeile diktiere, dann beendet Siri das Diktat automatisch. Ich muss dann immer wieder das Mikrofon erneut anklicken. Hat jemand eine Idee, wie das Problem umgangen werden kann?

    • Kann ich bestätigen, auch bei „Neuer Absatz“. Danke für den Hinweis. Offenbar ist da etwas krumm gelaufen seit iOS 9 oder einem der letzten OneNote-Updates. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher, denn in der iOS-Notizen-App tritt das Problem beispielsweise nicht auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

* Die Checkbox für die Zustimmung zur Speicherung ist nach DSGVO zwingend.

Ich stimme zu.