Ein neues Feature der Bildersuche via Bing schickt ausgewählte Fotos und Grafiken direkt an ein OneNote-Notizbuch. Eine an sich gute Idee und die Umsetzung sieht auf den ersten Blick auch sehr brauchbar aus. Auf den zweiten auch?
Derzeit rieseln die Erweiterungen von Funktionen und Features rund um OneNote ziemlich bröckchenweise über die Anwender herein. Das neueste „Funktiönchen“ betrifft die Bildersuche via Bing (die mir persönlich übrigens besser gefällt als die von Google).
Pickt man sich bei Bing ein Bild aus der Ergebnisliste heraus, wird es in einem Vollbild-Browser (einer Art Lightbox-Display) dargestellt, in dem man zum Beispiel auch durch die Suchergebnisse blättern kann. Hier findet sich in einer Symbolleiste am unteren Rand ab sofort auch das OneNote-Logo, wenn auch recht unscheinbar.
Klickt man es an, öffnet sich ein kleineres Browserfenster mit einer Auswahl der zum aktuell verwendeten Microsoft-Account gehörenden Notizbücher und den enthaltenen Abschnitten. Ist man noch nicht mit dem Microsoft-Konto angemeldet, werden zuerst dessen Zugangsdaten abgefragt.
Weiterhin enthält das kleine Fenster ein Eingabefeld für ein paar Textzeilen, die man dem Bild bei der Speicherung in OneNote anhängen kann.
Die gute Nachricht: Im Gegensatz zum neuen Webclipper, auf dem diese Funktion zweifellos basiert, ist sie nicht Browserabhängig. Sie unterscheidet sich im Internet Explorer nicht von Chrome, Firefox oder Safari und muss auch nicht erst installiert werden. Auf iOS- und Android-Geräten scheint sie allerdings (noch?) nicht zur Verfügung zu stehen.
Die schlechte Nachricht: Die OneNote-Anbindung der Bing-Bildersuche übernimmt dieselbe Einschränkung, die auch schon beim Webclipper stört: Jedes Bild erzeugt eine eigene Seite, noch dazu mit automatisch generierter Überschrift. Wer also – und das dürfte im Zusammenspiel mit OneNote eher der Regelfall sein – sich mehrere Fotos im Rahmen einer Recherche zusammenklicken und gemeinsam in OneNote speichern will, darf sich auf eine Copy & Paste-Arie freuen.
Möglicherweise gibt es die API von OneNote noch nicht her, Inhalte ans Ende (einfach untereinander würde doch reichen!) einer wählbaren Seite anzuhängen und kann nur neu angelegte Seiten von außen befüllen. Diese Unzulänglichkeit schränkt die Einsatzmöglichkeien aber (besonders eben beim Bildersammeln via Bing-Suche) derart ein, dass man mit der Funktion lieber noch etwas hätte warten sollen.
Aber zur Zeit hat man den Eindruck, dass die (wie ich annehme) unterschiedlichen Teams, die an den verschiedenen OneNote-Versionen werkeln, lieber jedes noch so kleine Feature sofort stolz präsentieren, um sich via Blog-Kommentaren oder Uservoice-Forum erst mal das Feedback zu holen. Die berühmte Banane, die beim Kunden reift.
Kommentar: Ein Fehler mit Methode?
Die fehlende Option, mehrere Bilder an dieselbe OneNote-Seite senden zu können, ist allerdings ein Fehler, der fast schon einem System zu folgen scheint. OneNote ist (so zumindest mein persönliches Verständnis) ein Tool zum Sammeln von Informationen. Mit Sammeln meine ich auch, mehrere unterschiedliche Inhalte auf ein und derselben Notizbuchseite. Dass das sogar mit völlig unterschiedlichen Formaten geht, ist von je her eine Kerneigenschaft von OneNote gewesen. Genau diese Eigenschaft torpedieren die Entwickler aber zunehmend. Beispiele gefällig?
- Noch in OneNote 2010 konnte man mehrere im Explorer markierte Dateien per Drag & Drop auf eine OneNote-Seite ziehen und als Link zum Originalfile einfügen. Ersatz- und begründungslos gestrichen mit OneNote 2013.
- Zunächst erhalten geblieben ist in Office 2013 die Option, aus Outlook mehrere Nachrichten per Kontext-Menü oder OneNote-Button auf einer Notizseite zu archivieren – aber nicht für lange. Irgendein Zwischenupdate für Office entfernte diese Möglichkeit. Einfach so.
- Mehrseitige PDFs an OneNote (z.b. per Druckertreiber ) schicken und alle Dokument-Seiten auf einer Notizseite untereinander speichern, anstatt für jede ein neues „Blatt“ anzufangen: Geht zwar noch, aber nur mit „kürzeren“ Dokumenten. Die Definition von „kurz“ hat Microsoft im Laufe mehrerer Office-Updates scheinbar willkürlich geändert. Mal waren es 5 Seiten, dann 10 Seiten, mal 50, im Moment wieder 10.
- Der Webclipper legt, wie bereits erwähnt, grundsätzlich für jedes Clipping eine neue Seite an. Die Screenshot-Funktion auch. Eigentlich jedes Programm, das OneNote von außen beschickt.
- Jüngstes Beispiel: Office Lens für Android und iOS. Eine Dokumentenkamera-App, die fotografierte Schriftstücke direkt in OneNote speichert. Auch mehrseitige. Aber dann jede Seite auf einer eigenen Notizbuchseite.
Sollte hinter dieser sprichwörtlichen „Einseitigkeit“ tatsächlich Methode stecken, erschließt sich mir der Sinn beim besten Willen nicht. Am ehesten kann ich mir noch das Entfernen der einfachen Link-Methode für Dateien per Drag & Drop erklären: Da Microsoft ja auch und gerade bei OneNote die Cloud als Speicherort in den Mittelpunkt stellt, kann ein Link zu einer lokalen Datei für Verwirrung (jedenfalls eine Fehlermeldung) sorgen, klickt man auf einem anderen Rechner oder Mobilgerät darauf. Aber ob man deshalb gleich das ganze Feature streichen musste?