Im aktuellen Windows 10 (1703 „Creators Update“) funktionieren Bildschirmausschnitte an OneNote mit [WIN] + [Umschalt] + [S] nicht mehr. Und nun?
Zum zweiten Mal nach Windows 8.1 hat Microsoft in einer neuen Windows-Version das OneNote-Screenshot-Tastenkürzel gekapert. Damals wurde es für die Windows-Suchfunktion verwendet. OneNote bekam kurz darauf eine alternative Tastenkombination für Bildausschnitte, nämlich [WIN] + [Umschalt] + [S]. Dieses Mal ist es schlimmer: Zwar macht dieses Tastenkürzel immer noch Screenshots; auch das bekannte Auswahlwerkzeug erscheint vorher. Allerdings landen die Bildschirmausschnitte lediglich in der Zwischenablage und lassen sich manuell, also per [Strg]+[V] in eine Notiz einfügen. Tatsächlich ist das Kürzel jetzt mit dem neuen Snipping Tool von Windows verbunden, das aber nichts mit OneNote am Hut hat. Der Auswahldialog der OneNote-API (der, wo Sie Ziel-Notizbuch, -Abschnitt und -Seite bestimmen konnten) erscheint nicht mehr. Ob dahinter Gedankenlosigkeit bei Microsoft steckt, oder ein übergeordneter Plan (siehe letzter Abschnitt in diesem Beitrag), ist unklar und eigentlich auch egal. Die Frage ist: Was jetzt?
Immerhin: Von OneNote aus geht’s noch
Die eine verbleibende Möglichkeit ist, zunächst die gewünschte Zielseite in OneNote 2016 (oder 2010, 2013) zu öffnen und aus dem Menü Einfügen den Befehl Bildschirmausschnitt zu wählen. Das OneNote-Fenster zieht sich in den Hintergrund zurück und Sie erhalten das Auswahl-Tool. Nach Bestimmen des Bildausschnitts landet dieser in der aktuellen Notizseite. Das ist im Wesentlichen nicht viel anders, als zuerst mit [WIN] + [Umschalt] + [S] den Screenshot zu machen, OneNote und die Zielseite zu öffnen und dann per [Strg]+[V] einzufügen.
Auch per Kontextmenübefehl im Systray-Icon gelangt man bisher noch in die gewohnte Screenshot-Funktion mit Zielauswahl.
Alte Funktion reaktivieren per Registry-Hack
Zum ähnlichen Problem in Windows 8.1 hatte ich hier auf dem Blog einen Beitrag, der Auswege aus dem Dilemma durch ein paar Manipulationen der Windows-Registry gezeigt hat. Da er ziemlich alt war (immerhin von 2013), habe ich ihn vom Blog genommen, um Verwirrungen zu vermeiden. Aber natürlich habe ich probiert, ob der Registry-Hack auch mit dem aktuellen Windows 10 noch funktioniert. Kaum zu glauben – er tut’s. Wenn Sie also keine Bedenken haben, ein bisschen unter der Haube von Windows herumzufuhrwerken und Microsofts wie auch immer geartete Absichten zu torpedieren, gehen Sie nach folgender Anleitung vor.
Wichtig: Zwar scheint diese Methode gut zu funktionieren. Ich kann aber natürlich keinerlei Verantwortung für etwaige Inkompatibilitäten oder sonstige Komplikationen übernehmen! Wie bei jeder Registry-Manipulation gilt: Auf eigene Gefahr!
So geht’s:
- Markieren Sie die folgende Befehlszeile und kopieren Sie sie dann mit [Strg] + [C] in die Zwischenablage:
reg.exe add HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Explorer\Advanced /v DisabledHotkeys /t REG_SZ /d S /f - Öffnen Sie den Dialog zum Ausführen beliebiger Programme mit [WIN] + [R].
- Fügen Sie den Inhalt der Zwischenablage per [Strg] + [V] in das Eingabefeld ein und bestätigen Sie mit OK:
- Melden Sie sich einmal aus Windows ab und wieder an oder starten Sie das System neu. Vorher werden die Änderungen nicht aktiv.
Ab sofort können Sie wieder wie gewohnt mit [WIN] + [S] oder mit [WIN] + [Umschalt] + [S]) Bildschirmausschnitte speichern und an OneNote schicken. Der Aufruf des Windows-Suchfelds klappt dann natürlich mit diesem Kürzel nicht mehr. Macht aber nichts, [WIN] + [Q] scheint dasselbe zu tun.
Warum macht Microsoft das?
Eine offizielle Antwort von Microsoft gibt es hierzu wie so oft bei produktpolitischen Entscheidungen nicht. Ich habe aber durchaus eine Theorie: Ich bin bekanntlich der festen Meinung, dass das Desktop-OneNote (also 2010, 2013, 2016) so langsam aufs Abstellgleis oder zumindest unattraktiver gemacht werden soll. Siehe mein Beitrag „Der langsame Tod von OneNote 2016„. Gleichzeitig will Microsoft die Windows-10-App (OneNote UWP) pushen.
Jetzt ist es aber so: Die Screenshot-Funktion verwendete bisher die COM-API des Desktop-OneNote. Das bedeutet: Der Dialog mit der Zielauswahl für den Screenshot „spricht“ direkt mit einem OneNote 2016, das dafür auch installiert sein musste. Als Ziel waren nur Notizbücher gültig, die zuletzt in OneNote geöffnet waren. Das durften aber auch durchaus lokal gespeicherte sein. Gerade letzteres will Microsoft ganz offensichtlich nicht mehr.
Die „neue“ Schnittstelle (REST-API), die zum Beispiel auch von Webclipper verwendet wird, „spricht“ aber direkt mit Notizbüchern auf OneDrive oder OneDrive for Business. Würde Microsoft also wieder einen solchen Auswahldialog in die Screenshot-Funktion einbauen, würde diese nicht nur auf OneNote festgelegt sein, sondern auch eine aktive Internetverbindung und vorherige Anmeldung mit einem Microsoft- oder Office365-Konto erfordern (wie auch der Webclipper). Das schien erstmal zu umständlich, also behalf man sich damit, den Screenshot einfach nur in die Zwischenablage zu packen. Der Anwender kann dann selbst entscheiden, was er damit macht; zum Beispiel ihn in eine OneNote-Notiz einfügen, und zwar wahlweise auch mit der Windows-10-App.
Wie gesagt, alles nur meine Theorie, aber recht schlüssig, wie ich finde.
vielen Dank Stefan, dann sollte ich (?wir) wohl beim normalen (automatischen) update-Zyklus bleiben (nicht creators …), denn aktuell geht bei mir „win-hoch-s“ noch; meine Versionsdaten sind:
Edition :Windows 10 Pro
Version :1607
Betriebssystembuild :14393.953
oder was erwartet mich? Nutze BS-Kopie auf diese Weise ständig und möchte dies asbsolut nicht missen;
Gunter
Der Name „Creators Update“ mag ein wenig experimentell klingen. Aber er steht für das reguläre Update auf die Windows-Version 1703, aktueller Build 15063.138. Das „1703“ steht übrigens für „2017, März“, so wie der Vorgänger 1607 auf en Release-Monat Juli 2016 hinweist.
Das Creators Update wird dieser Tage gerade automatisch verteilt; der „Ausfall“ des Tastenkürzels kommt also in Kürze auch auf Sie zu.
Hallo,
ist bei jemand anderem auch das Problem aufgetreten, dass nach dem „Creators Update“ in OneNote 2016 keine SharePoint Speicherorte mehr geöffnet werden können? Bei uns im Institut arbeiten wir mit SharePoint-Seiten, die mit Hilfe eines Logins zugänglich werden. Das Login hat OneNote bisher auch mit Einblenden einer gelb unterlegten Hinweisbanderole eingefordert. Beim Draufklicken hat sich das LogIn Fenster geöffnet. Nach dem Update erscheint die Banderole – nach dem Draufklicken verschwindet diese und KEIN Loginfenster erscheint. Damit wäre mein Surface3 wertlos geworden, wenn ich das Update nicht hätte rückgängig machen können.
Hat jemand eine Ahnung? Workaround? Absicht der Entwickler?
Vielen Dank,
Mav
Es gibt für mich einen wirklich guten Grund, OneNote 2013 zu benutzen: Das Sichern von Bildschirmdarstellungen für spätere Verwendung. Und diese Funktion hat Microsoft nun geschluckt. Ist das nicht das einseitige Ändern eines Vertrages = ohne Zustimmung der anderen Partei? Wirklich ätzend, was Microsoft da macht.
Ich denke schon lange, dass ich mich aus meiner Windows-Komfortzone verabschieden sollte. Jetzt stehe ich wieder ein Stückchen dichter am Rand.
Ich bin wohl etwas verspätet auf diese Seite gestoßen. Wollte aber noch anmerken, dass die Tastenkombi bei mir (Win 10 Creators, 64 bit, onenote 2013) funktioniert!
Vielleicht hat das MS ja inzwischen behoben.