DOCS.COM ist am Ende

Der erst vor zwei Jahren gestartete Microsoft-Dienst zum Veröffentlichen und Teilen von Office-Dokumenten und OneNote-Notizbüchern wird zum Jahresende wieder eingestellt.

Microsoft informiert dieser Tage alle Nutzer von DOCS.COM, dass der Dienst zum 15. Dezember 2017 abgeschaltet wird. Es wird empfohlen, alle Dokumente und Dateien auf einen anderen Cloudspeicher zu verschieben oder herunterzuladen. Microsoft stellt außerdem einen Migrations-Dienst zur Verfügung, der alle Dokumente in den persönlichen OneDrive-Speicher verschiebt und bis zum 15. Mai 2018 eine automatische Weiterleitung der DOCS.COM-Links einrichtet. Wer seine Dokumente nicht bis zum Abschalttermin sichert oder verschiebt, riskiert einen Verlust der Daten. Mehr Info hierzu bietet dieser Support-Artikel.

Was ist (war) DOCS.COM?

Im Wesentlichen handelt(e) es sich bei dem Dienst um einen Cloud-Service zum Publizieren und Teilen von Word-Dokumenten, PDFs, Excel-Dateien, Powerpoint- und Sway-Präsentationen und OneNote-Notizbüchern. Dabei bot DOCS.COM neben der Möglichkeit, derart veröffentlichte Dokumente in eigene Webseiten einzubinden, auch die Option, Dokumente komplett öffentlich zu machen und durch Suchmaschinen wie Google oder Bing indexieren zu lassen. Alternativ ließ sich der Zugang aber auch auf die eigene Organisation (via Office 365-Account) oder durch Erzeugen eines Zugangslinks zu beschränken. Gerade die letzten beiden Optionen unterschieden sich wohl zu wenig von dem, was man mit OneDrive auch machen kann, weshalb sich der Nutzen von DOCS.COM möglicherweise nicht genügend Anwendern erschloss.

DOCS.COM dient(e) als Plattform zum Veröffentlichen von Office-Dokumenten, Präsentationen, PDFs und zum Verteilen von OneNote-Notizbüchern.

Für OneNote-Nutzer bot DOCS.COM einen echten Vorteil gegenüber dem Teilen aus dem eigenen OneDrive. So ließen sich veröffentlichte Notizbücher von zugriffsberechtigten Nutzern kopieren und zu eigenen machen. Nun geht das wieder nur mit der umständlichen Methode:

  • Exportieren des Notizbuchs mit einem Desktop-OneNote (z.B. OneNote 2016) in eine ONEPKG-Datei, die man dem Empfänger zukommen lässt.
  • Auf dem Zielrechner braucht’s dann ebenfalls ein Desktop-OneNote, am besten eines aus einer MS Office Installation (mit dem Gratis-OneNote 2016 geht’s auch, aber umständlicher), um die ONEPKG in ein neu angelegtes Notizbuch zu importieren.

Offizieller Grund: interne Konkurrenz

Als offizielle Begründung nennt Microsoft die Akquise von LinkedIn. Zum vor fast genau einem Jahr gekauften sozialen Business-Netzwerk gehört auch ein beliebter Dienst namens SlideShare. Der erfüllt in etwa denselben Zweck wie DOCS.COM, unterstützt derzeit aber auch noch einige Microsoft-fremde Formate, nicht aber OneNote. Noch nicht? Auch kann man sich bislang nur mit einem LinkedIn-Konto oder einem eigenen SlideShare-Account einloggen, Microsoft-Zugangsdaten werden bisher nicht akzeptiert.

Einem ähnlichen Zweck wie DOCS.COM dient der Dienst SlideShare. Er wurde von Microsoft zusammen mit dem sozialen Netzwerk LinkedIn gekauft.

Plausibel scheint die Begründung allemal, kann man doch bei SlideShare auf eine breite Nutzerbasis zugreifen, anstatt bei DOCS.COM mühsam um Akzeptanz zu kämpfen. Ein Kampf, der möglicherweise auch schon verloren gegeben wurde.

Who’s next?

Microsoft hat wieder einmal bewiesen, nicht davor zurückzuschrecken, Software oder Dienste kurzerhand einzustellen, wenn die gesetzten Ziele (wohl Umsatz oder Verbreitung oder beides) nicht erreicht wurden. Eine Praxis, für die auch Google bekannt ist (siehe „iGoogle“). Bleibt die Frage, wer als nächstes auf der Abschussliste steht. Ich würde OneNote mal ausklammern (ausgenommen vielleicht die Windows-Desktop-Versionen wie OneNote 2016). Meine heißesten Kandidaten für das Sterbezimmer (um nicht das häßliche Wort „Totgeburt“ zu verwenden) sind der Team-Taskmanager Planner und der Storytelling-Präsentationsdienst Sway.

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